Herr Hegenbarth zeigt

Einladung zur Ausstellung unter Verwendung der Pinselzeichnung Der Gekreuzigte (1961) von Josef Hegenbarth und einer schematisierten Grundrissskizze der Hedwigs-Kathedrale von Christopher Breu nach Entwürfen von Hans Schwippert

Kabinettpräsentation 2017

Vision der Freiheit

29. Juni — 10. September 2017

Ort:

Hegenbarth Sammlung Berlin
Nürnberger Straße 49
10789 Berlin

Eröffnung: Mittwoch, 28. Juni 2017, 19:00—21:00 Uhr
Geöffnet: Mittwoch bis Freitag, 12:00—17:00 Uhr, und nach Vereinbarung
Geschlossen: 24. Juli — 4. August 2017 (Sommerferien)


 

Hans Schwipperts Gesamtkunstwerk für die Hedwigskathedrale Berlin


St. Hedwig
, der erste katholische Kirchenbau in Berlin, wurde errichtet nach Skizzen Friedrichs des Großen, inspiriert von der Baugestalt des Pantheon in Rom. Die Bauausführung erfolgte ab 1748 durch Johann Boumann d.Ä. nach Plänen von Hofbaumeister Georg Wenzelslaus von Knobelsdorff, zu dessen Schöpfungen auch das Opernhaus Unter den Linden gehörte. Geweiht wurde die Kirche 1773. Der Bau brannte 1943 nach einem Luftangriff aus, nur die Außenmauern blieben stehen. Der Innenraum wurde von 1956—63 durch den Düsseldorfer Hans Schwippert, der mit dem Bau des Bundeshauses in Bonn (erster Sitz des Bundestages) zu den führenden Architekten Deutschlands zählte, neu errichtet. Die künstlerischen Beiträge, die er eigens dafür fertigen ließ, bilden ein einmaliges Gesamtkunstwerk.

Josef Hegenbarth schuf die Kreuzwegfolge für die Unterkirche, sein letzte große Auftragswerk vor seinem Tod 1962. Der international arbeitende Ost-Berliner Metallbildhauer Fritz Kühn, nicht zuletzt bekannt für die freischwebende Bronzegitterwand im Pavillon der BRD auf der Brüsseler Weltausstellung von 1957, fertigte zartgliedrige Raumelemente, die Textilkünstlerin Margaretha Reichardt, ausgebildet u.a. am Bauhaus Dessau und mit internationalen Designpreisen ausgezeichnet, einen Wandteppich, der Glaskünstler Anton Wendling die geometrisch-rhythmisch gegliederten Kirchenfenster, die Goldschmiede Fritz Schwerdt und Hubertus Förster Altarschmuck und liturgisches Gerät. Der Ausbau wurde finanziert vor allem durch Spenden aus dem Westen Deutschlands.

Neben der religiösen Referenz auf das Himmlische Jerusalem, das in vielen der künstlerischen Beiträge aufscheint, ist die inhaltliche Ausrichtung dieses Raumkonzepts bemerkenswert und einmalig: Mit künstlerischen und gestalterischen Mitteln gelang es Schwippert, seine Vision von religiöser, gesellschaftlicher und politischer Freiheit mit starker Symbolkraft mitten in der ostdeutschen Hauptstadt zum Ausdruck zu bringen. Diese Manifestation zerstören zu wollen, ist von besonderer Brisanz.

Die Gemeinde von St. Hedwig hat über 50 Jahre ihre Kathedrale stolz und zufrieden genutzt. Das Erzbistum Berlin verfolgt nun akute Pläne, dieses bedeutende Zeugnis einer gelungenen Kooperation zwischen West und Ost ohne bauliche Notwendigkeit zu zerstören und den Innenraum neu und modisch als Eventlocation umzugestalten. Die Unterkirche soll geschlossen, ein weiteres Baudenkmal aus DDR Zeiten für immer vernichtet werden. Die private Hegenbarth Sammlung Berlin engagiert sich mit einer Präsentation von verwandten Kunstwerken, Skizzen, Modellen und Materialmustern der beteiligten Künstler aus der Entstehungsphase für den Erhalt dieser einmaligen Raumschöpfung und bietet mit der Kabinettausstellung, Führungen, Gesprächen und Veranstaltungen im Sommer 2017 ein Forum für Information, Austausch und Begegnung zwischen interessierten Kunst- und Architekturliebhabern, Denkmalschützern und Kirchgängern.

Die Ausstellung wird organisiert und kuratorisch betreut von Dr. Sabine Schulte, Landesdenkmalamt Berlin, Alfred M. Molter, Diplom-Kulturwissenschaftler, und Christopher Breu, Hegenbarth Sammlung Berlin.


Literatur:

Sabine Schulte. Kreis, Kreuz und Kosmos. Hans Schwipperts Innenraum für die Berliner Hedwigskathedrale. Hg. v. Alfred M. Molter. Berlin, 2016.
Erhältlich bei der Hegenbarth Sammlung Berlin, programm@herr-hegenbarth-berlin.de

Zusammenfassung der Kontroverse um Abriss und Neubau des Innenraumes
… Wikipedia/Kontroverse

Erläuterungen zu den Kreuzweg-Zeichungen von Josef Hegenbarth
… Wikipedia/Kreuzweg

Abbildungen: Josef Hegenbarth. Der Kreuzweg der St.-Hedwigs-Kathedrale. In: Josef Hegenbarth. Werkverzeich der Handzeichnungen. Bearbeitet von Ulrich Zesch. Herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der familenstiftung Ruth Merckle. (www.josef-hegebarth.de)
… zu den Abbildungen

Peter Richter [Kulturkorrespondent der Süddeutschen Zeitung in Berlin]. Kirche ohne Strahlkraft. Ein Artikel der digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 11.01.2019. (http://sz.de/1.4282721)


Podiumsdiskussion

Die St. Hedwigs-Kathedrale Berlin — Denkmalpflege und Umbau
Donnerstag, 29. Juni 2017, 19 Uhr, in den Räumen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Brüderstraße 13, 10178 Berlin.
… Programmfalblatt

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