
Ausstellungsansicht, Foto: Thomas Baumhekel
Künstlergespräch
Thomas Baumhekel trifft Songwen Sun-von Berg
19. März 2025 19:00 — 21:00 Uhr
Ort:
Hegenbarth Sammlung Berlin
Laubacher Straße 38
14197 Berlin
Thomas Baumhekel und Songwen Sun-von Berg im Gespräch
mit dem Kurator Dr. Johannes Rößler
Der Kunsthistoriker und Kurator Dr. Johannes Rößler spricht an diesem Abend mit Thomas Baumhekel (Dresden) und Songwen Sun-von Berg (Berlin). Wie nähert man sich heute künstlerisch der Romantik, als eine der bedeutendsten Epochen der deutschen Kulturgeschichte? Welche Sicht haben Künstler aus deutscher und aus chinesischer Perspektive auf Caspar David Friedrich (1774—1840) oder Johann Wolfgang von Goethe (1749—1832) und deren Werke?
Thomas Baumhekel be-schreibt mithilfe fernöstlicher kalligrafischer Zeichensysteme die Bildwelt Caspar David Friedrichs. Für die in der Hegenbarth Sammlung befindlichen Papierarbeiten Friedrichs schuf Thomas Baumhekel zwei großformatige Blätter, auf die er mit breitem Pinsel in kraftvollen Tuschestrichen ‚Wald‘ und ‚Wurzel‘ schrieb. Die dritte Arbeit ist eine Collage. Diese zeigt das Hotel ‚Goldene Harfe‘ in Teplitz, in dem sich C. D. Friedrich 1835 zur Erholung aufhielt. Anstelle der Fenster klebte der Künstler Briefmarkenköpfe prominenter Gäste der ‚Goldenen Harfe‘ auf. Neben Friedrich logierte hier Ludwig van Beethoven und russische Kosmonauten erholten sich in Teplice nach ihrer Reise ins All. Baumhekel nähert sich auf seine ganz eigene, schöpferische Weise den in der Hegenbarth Sammlung befindlichen Werken Friedrichs an.
Songwen Sun-von Berg zeichnet mit Tusche auf weichem Chinapapier und stellt Motive zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion dar. Die Dichtung Johann Wolfgang von Goethes begeistert die gebürtige Chinesin schon seit vielen Jahren und in ihren Arbeiten hat diese eine große Bedeutung. Stimmungsvoll wirken ihre minimalistischen Landschaftsdarstellungen, bei denen es der Künstlerin nicht um die Abbildbarkeit der Natur geht. Mittels reduzierter Gestik der Rohrfeder, mit der sie Punkte, kleine Kreise oder einzelne Linien auf das Papier zeichnet, entstehen anmutige Darstellungen, die großzügig in ihrer Deutung sind. Sun-von Bergs Bildsprache wird dadurch unverwechselbar. Montiert als Rollbild schuf sie 2012/ 2013 drei ‚Himmlische Landschaften‘ sowie eine nächtlich anmutende Mondlandschaft, inspiriert von J. W. von Goethes gleichnamigem Gedicht ‚An den Mond‘.
Mit ähnlichen technischen und formalen Mitteln setzen sich beide Künstler auf ihre ganz eigene Weise mit Vertretern der deutschen Romantik auseinander — mit dem künstlerischen Schaffen Friedrichs auf der einen und dem literarischen Werk Goethes auf der anderen Seite.
Kurzbiografien
Songwen Sun-von Berg wurde 1968 in Shanghai (China) geboren und erhielt eine chinesische Ausbildung in Kalligraphie und Zeichnen. Zunächst absolvierte sie ein Studium der Ingenieurswissenschaften, bevor sie 1991 nach Berlin umzog, wo sie bis heute lebt und arbeitet. Hier studierte sie Sinologie und Bildende Kunst.
Ihre Arbeiten befinden sich heute in öffentlichen Sammlungen, u.a. Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin, Auswärtiges Amt Deutschland, Sammlung Wemhöner, Hurun Art Foundation China sowie in zahlreichen nationalen und internationalen Privatsammlungen.
Mehr Informationen: www.sunvonberg.de
Instagram: @songwen.sunvonberg
Thomas Baumhekel wurde 1963 in Löbau (Sachsen) geboren. Er studierte Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Er lebt und arbeitet in Dresden und Pratzschwitz. Waren es zunächst kyrillische Buchstaben, ersetzte er diese Anfang der 1990er Jahre durch chinesische Schriftzeichen. Nach Auffinden eines japanischen Lehrbuchs integriert Baumhekel seit 2009 japanische Schriftzeichen in seinen Arbeiten.
Seine Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen wie den Kunstfonds der Landesregierung Sachsen, dem Kupferstich-Kabinett Dresden, dem Museum für Ostasiatische Kunst Berlin sowie dem Museum für Angewandte Kunst Frankfurt, der Städtischen Galerie Dresden und der Hegenbarth Sammlung Berlin zu finden.
Mehr Informationen: www.thomasbaumhekel.de
Instagram: @thomas.baumhekel
PD Dr. Johannes Rößler ist Kunst- und Literaturwissenschaftler. Er lehrt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und forscht zur Kunst der Goethezeit. Als Mitherausgeber publizierte er 2024 ‚Sämtliche Briefe und Schriften C. D. Friedrichs‘.Gemeinsam mit Johannes Grave, Annette Ludwig, und Christoph Ohrt kuratierte er die Ausstellung ‚C. D. Friedrich, Goethe und die Romantik in Weimar‘. Auf Einladung der Hegenbarth Sammlung Berlin kuratierte er die Ausstellung ‚C. D. Friedrich – Found in Translation‘.
Mehr Informationen: Uni-Jena/Johannes Rössler
Wir bitten um Anmeldung zum Künstlergespräch unter:
030 23 60 99 99 oder kunstvermittlung@herr-hegenbarth-berlin.de
Der Eintritt und die Teilnahme sind frei.