Überflogenes Weiß (IV)
Corinne Laroche:
Point(s) de Hasard.
(Keine) Punkte des Zufalls
23. Januar — 12. April 2019
Ort:
Hegenbarth Sammlung Berlin
Nürnberger Straße 49
10789 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag—Freitag (12—16 Uhr),
an jedem 3. Sonntag im Monat (11—14 Uhr) sowie nach Vereinbarung
Schulklassen und angemeldete Gäste, werktags ab 9 Uhr
Eintritt frei, Zugang barrierefrei
Termine und Begleitprogramm
Eröffnung im Beisein der Künstlerin: Mittwoch, 23. Januar (19 bis 21 Uhr)
Kindervernissage mit Familienworkshop: Sonntag, 27. Januar (12—14 Uhr)
Sonntagsmatinee mit öffentlicher Führung um 11.30 Uhr:
am 17. Februar sowie in deutscher und französischer Sprache am 17. März
Künstlergespräch: 25. Januar (19 Uhr)
Mit Corinne Laroche (Paris), Frizzi Krella, Kunsthistorikerin (Guardini Stiftung Berlin) und Prof. Mark Lammert, Künstler (Universität der Künste Berlin)
Ausstellungsgespräch: 22. Februar (19 Uhr)
Mit Dr. Andreas Schalhorn, Kunsthistoriker (Kupferstichkabinett, SMB)
Konzert in der Ausstellung: 27. März (20 Uhr)
Auftragskomposition (UA) von Luca Staffiere (*1990) sowie Werke von Pierre Boulez (1925—2016) und Ursula Mamlok (1923—2016), Interpretation: Henriette Scheytt (Violine)
Punkt für Punkt ins Hier und Jetzt
Wie hypnotisiert wird der Betrachter von Corinne Laroches Arbeiten in den Bann gezogen: Das Löschpapier hat den Filzstift, den die Künstlerin stundenlang auf dem Papier ruhen lässt, beinahe leergesogen. Entstanden sind unregelmäßige Punkte, die in regelmäßigen Zeilen angeordnet sind. Aus dieser zarten Spannung entfalten sich eine andauernde Präsenz und Schönheit.
In Berlin wurde Corinne Laroche zuletzt 2013 im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen und 2016 in der Guardini Stiftung gezeigt. Mit einer rund 50 Papierarbeiten umfassenden Werkschau der französischen Zeichnerin beendet die Hegenbarth Sammlung Berlin ihre vierteilige Ausstellungsserie, die im Frühjahr 2018 ihren Anfang nahm.
Die 1957 geborene und in Paris lebende Künstlerin begann nach ihrer Ausbildung an der École Nationale des Beaux-Arts de Paris zunächst als Malerin. Ihr Bestreben, den Bildraum auszudehnen, führte sie zu wandfüllenden Installationen und der für sie typischen Art des Zeichnens, die einer eigens entwickelten Linienstruktur folgt. Corinne Laroche lässt sich viel Zeit, wenn sie die Filzstifte einzeln oder bündelweise auf das Löschpapier setzt. Sie reduziert dabei den Akt des Zeichnens auf ein absolutes Minimum. Das Papier speichert quasi den zeichnerischen Vorgang und bildet die erlebte Zeit ohne gestisches Tun der Künstlerin ab. Sind es nun Punkte des Zufalls oder nicht? Der Untertitel Points de Hasard meint übersetzt sowohl Punkte des Zufalls als auch keine Punkte des Zufalls.
Neben dem Faktor Zeit spielt für Laroche das Leeren und Füllen eine zentrale Rolle. Von Hand zeichnet die Künstlerin waagerechte und senkrechte Linien auf das Papier, die eine Gitterstruktur ergeben. Je nach Tagesform und Uhrzeit und mit unterschiedlicher Energie arbeitet sie sich an den Schnittpunkten entlang — ausfüllend oder punktierend. Für sie stellt dieser Prozess eine spirituelle Praxis dar.
Darin zeigt das Werk von Corinne Laroche auffällige Parallelen zu ostasiatischen Bildauffassungen, die vom spannungsvollen Verhältnis von Leere und Fülle, von dezentraler Komposition und den fließenden Übergängen des fei bai (Überflogenes Weiß) geprägt sind. Dieser Technik wurde in der Gegenüberstellung chinesischer Tuschmalereien und Werken Josef Hegenbarths nachgespürt. Erweitert wurde dieser Blick durch Arbeiten zeitgenössischer Künstler und ihren abstrakt, mitunter fremd anmutenden Arbeiten. Corinne Laroches Zeichnungen bilden einen hervorragenden Schlusspunkt zu dieser Ausstellungsreihe.
Literatur
Einen umfassenden Einblick in das Werk und seine Entwicklung gibt das in einer Edition der galerie laurent mueller erschienene Werkbuch Corinne Laroche. Dessins. Drawings. Zeichnungen.
ISBN 979-10-90674-14-1
€ 35,—
per Bestellung sowie in der Ausstellung erhältlich
Die Ausstellungsreihe ‚Überflogenes Weiß‘ im Überblick
I. Überflogenes Weiß — Der östliche Hegenbarth. Die Wahlverwandtschaft Josef Hegenbarths (1884—1962) mit der traditionellen chinesischen Tuschmalerei (Februar bis Mai 2018)
II. Thomas Baumhekel (*1963) — Arkona. Deutsche Landschaft japanisch. Die poetische Kraft der japanischen Zeichen in Wechselwirkung mit Einzelarbeiten von Paul Klee (1879— 1940), Caspar David Friedrich (1774—1840) und der performativen Arbeit von Nicole Wendel (*1975) (Juni bis September 2018)
III. Heinz Handschick (*1931) — Handzeichnungen. Arbeiten auf Leinwand und Papier aus dem Jahrzehnt von 2008 bis 2018 (Oktober bis Dezember 2018)
IV. Corinne Laroche (*1957) — Point(s) de Hasard. (Keine) Punkte des Zufalls. Löschpapier- und Buntstiftzeichnungen (Januar bis April 2019)