Herr Hegenbarth zeigt

Abb. links: Thomas Baumhekel (*1963), 飛白 — fei bai — Überflogenes Weiß, 2018, Tusche auf Papier; rechts: Josef Hegenbarth (1884—1962), Waldinneres (Detail), 1952/53, Pinselzeichnung, Hegenbarth Sammlung Berlin, © Josef-Hegenbarth-Archiv, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, VG Bild-Kunst 2018

Überflogenes Weiß (I)

Der östliche Hegenbarth

22. Februar — 19. Mai 2018

Ort:

Hegenbarth Sammlung Berlin
Nürnberger Straße 49
10789 Berlin

Geöffnet: Dienstag—Freitag, 12—16 Uhr u.n.V.
Schulklassen und angemeldete Gäste werktags ab 9 Uhr

An Himmelfahrt geschlossen.
Sonderöffnungszeiten am Internationalen Museumstag, 13. Mai: 11—14 Uhr, sowie 19. Mai: 12—16 Uhr.
 

Eröffnung: Mittwoch, 21. Februar 2018, 19—21 Uhr
Eröffnungsworkshop für Kinder mit (Groß-)Eltern: Sonntag, 25. Februar 2018, 12—14 Uhr

Sonntagsmatinee: 18. März, 15. April, 13. Mai (11—14 Uhr) 
mit öffentlicher Führung um 11.30 Uhr … mehr

Kalligrafie-Workshop: 22. April (13.30—15 Uhr und 16—17.30) sowie 13. Mai (14—15.30 Uhr) mit dem Künstler, Kurator und Kalligrafie-Experten Andreas Schmid … mehr

Internationaler Museumstag: 13. Mai (11—14 Uhr) … mehr


 

Meisterzeichnungen von Josef Hegenbarth
und Meisterwerke der chinesischen Tuschmalerei


Ausgewählte Werke aus dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin und dem Josef-Hegenbarth-Archiv, Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in der Hegenbarth Sammlung Berlin


Wozu es bislang nur vage Hinweise gab, unternimmt die Hegenbarth Sammlung Berlin erstmals eine Gegenüberstellung: Ob der chinesische Künstler Guan Liang (1900—1986) seinen Kollegen Josef Hegenbarth (1884—1962) im fernen Westen traf und wie er ihn ästhetisch wie auch stilistisch vor allem in seinen Pinselzeichnungen beeinflusste.

In Hegenbarths Nachlass befinden sich zwei Tuschezeichnungen mit Widmungen von Guan Liang. Der chinesische Maler reiste im Herbst 1957 mit einer Künstlerdelegation durch die DDR. Doch reichte Hegenbarths Beschäftigung mit der ostasiatischen Kunst weiter zurück. Die einflussreiche Publikation ‚Ostasiatische Tuschmalerei‘ des Ethnologen Ernst Grosse (1862—1927) erwarb Hegenbarth bereits kurz nach ihrem Erscheinen im Jahr 1923. Dass er dieses Buch als Inspirationsquelle nutzte, lässt sich an Farbspuren auf aufgeschlagenen Seiten ablesen. Die Hegenbarth Sammlung Berlin legt mit ausgesuchten Beispielen aus den eigenen Beständen dar, wie diese Einflüsse und eine künstlerische Affinität in Hegenbarths Werk zutage treten.


 

Felsen wie ‚fliegendes Weiß‘ — Bäume wie Siegelschrift

Da sich auch andere Publikationen über ostasiatische Kunst und Artefakte in Hegenbarths Besitz befanden, ist davon auszugehen, dass er sich eingehend mit Ästhetik, Technik und Motiven dieses Kulturkreises auseinandersetzte. Ostasiatische Elemente tauchten über Jahrzehnte in einer Vielzahl von Hegenbarths Bildern auf: inhaltlich, z.B. in den Illustrationen zu Daniele Varès ‚Der Schneider himmlischer Hosen‘, motivisch, wie in den Darstellungen chinesischer Schaustellertruppen, die seit der Zwischenkriegszeit in deutschen Zirkusmanegen präsent waren, und technisch, wie die Handhabung des Pinsels vom dunkelsten Schwarz mit fein nuancierten Übergängen zur weißen Blattfläche.

„Felsen wie ‚fliegendes Weiß‘; Bäume wie Siegelschrift; / Beim Schreiben des Bambus halte man sich an die ‚acht Regeln‘ [der Kalligraphie]. / Wer dies versteht, / Der begreift auch, daß Kalligraphie und Malerei ursprünglich gleich sind.“ Mit diesem Ausspruch betonte der Kalligraf und Maler Zhao Mengfu (1254—1322) den wesenhaften Zusammenhang von Schrift und Bild in der chinesischen Tuschemalerei. In der abendländischen (Schrift-)Kultur ist diese Verbindung weniger ausgeprägt. Man kann zwar davon ausgehen, dass Josef Hegenbarth nicht nach den ‚acht Regeln der Kalligraphie‘ gearbeitet habe. Umso mehr wirft die ausgesprochene Handschriftlichkeit seiner Darstellungen die Frage nach ihren Inspirationsquellen auf. — ‚Überflogenes Weiß‘ (Fei Bai), eine von den fünf in der chinesischen Pinselzeichnung üblichen Tönungen der Tusche, steht als poetisch gemeintes Motto über der Ausstellung. Das Publikum ist eingeladen, sich aus diesem Betrachtungswinkel sowohl an die geistigen und gestalterischen Besonderheiten der ostasiatischen Tuschemalerei anzunähern als auch zum ersten Mal in dieser Unmittelbarkeit den ‚östlichen Hegenbarth‘ zu entdecken.

Um diese Thematik von der östlichen Seite her zu beleuchten, überlässt das Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen Berlin (Dahlem), aus seinen reichen Sammlungen kostbare Leihgaben wie Rollbilder und Albumblätter. Um die Arbeiten von Guan Liang (1900—1986) sind Guo Xu (1456—1532), Wen Shu (1595—1634), Gao Fenghan (1683—1749), Wang Xuetao (1903—1982) und Li Keran (1907–1989) gruppiert. Die Hegenbarth Sammlung Berlin freut sich darüber, dass während der gegenwärtigen Schließung der Dahlemer Museen mit der gezeigten Auswahl ein kleines Schaufenster in die Asiatische Kunst geöffnet ist, und dankt dem Museum für Asiatische Kunst Berlin wie auch dem Josef-Hegenbarth-Archiv Dresden für die Leihgaben.

Guan Liang 關良 (1900—1986), Szene aus der Peking-Oper mit drei Figuren, Tusche auf ungeleimtem Papier, © Josef-Hegenbarth-Archiv, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, VG Bild-Kunst 2018, Foto: Andreas Diesend
Josef Hegenbarth (1884—1962), Parkarbeiter, um 1948, Pinselzeichnung, © Josef-Hegenbarth-Archiv, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, VG Bild-Kunst 2018, Foto: Markus Stegner
Chinesisch, Fragment einer Statue, Keramik, glasiert, © Josef-Hegenbarth-Archiv, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, VG Bild-Kunst 2018, Foto: Andreas Diesend
Josef Hegenbarth (1884—1962), Ruhender Malaienbär, um 1935, Pinselzeichnung, © Josef-Hegenbarth-Archiv, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, VG Bild-Kunst 2018, Foto: Markus Stegner
Gao Fenghan 高鳳翰, (1683—1749), Reisebilder aus Shandong mit begleitenden Gedichten (Bergkiefer, Nummer 6), Qing-Dynastie (1644—1911), dat. 1736, Tusche und Farben auf Papier, © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst, Foto: Jürgen Liepe
Josef Hegenbarth (1884—1962), Spinnenaffe, 1954, Pinselzeichnung, © Josef-Hegenbarth-Archiv, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, VG Bild-Kunst 2018, Foto: Markus Stegner
Guan Liang 關良, (1900 —1986), Figuren aus der chinesischen Oper, 1957, Tusche und Farbe auf Papier © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst, Foto: Jürgen Liepe
Josef Hegenbarth (1884—1962), zu Varè: Der Schneider himmlischer Hosen, 1940, Pinselzeichnung, © Josef-Hegenbarth-Archiv, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, VG Bild-Kunst 2018, Foto: Markus Stegner
In der Ausstellung, Foto: Thomas Baumhekel, 2018


Vorankündigungen

Zur Ausstellung erscheint ein  Nachlesebuch  mit einem kunsthistorischen Beitrag von Uta Rahman-Steinert, Museum für Asiatische Kunst Berlin.

Unter dem Titel ‚Überflogenenes Weiß‘ startet die Hegenbarth Sammlung Berlin ein neues, fluktuierendes Ausstellungsformat, das im Frühsommer 2018 mit thematisch bzw. ästhetisch verwandten Werken heutiger Kunstschaffender wie Thomas Baumhekel (Dresden), Corinne Laroche (Paris) und Heinz Handschick (Berlin) weitergeführt wird.



Presse / Berichterstattung

Wolf Siegert und Andreas Schmid im Gespräch in der Hegenbarth Sammlung Berlin. Interview auf dem Webblog daybyday, online seit 23. April 2018
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Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. April 2018
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