Die Veranstaltung

Deutsche Künstler im Exil 1933-1945. 
Werke aus der Sammlung Memoria Thomas B. Schumann

Text-, Bildband, 176 Seiten, ca. 160 Farbabbildungen, Fadenheftung, Klappenbroschur
Verlag Edition Memoria Thomas B. Schumann, www.edition-memoria.de

Bilderkarussell

Deutsche Künstler im Exil 1933—1945

06. Juli 2016    19:00 — 21:00 Uhr

Ort:

Hegenbarth Sammlung Berlin
Nürnberger Straße 49
10789 Berlin

Buchvorstellung

Thomas B. Schumann begann nach dem Germanistikstudium seine freie journalistische Tätigkeit für Zeitungen wie „Die Zeit“, „Die Weltwoche“, „Neue Züricher Zeitung“ oder „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Vor etwa dreißig Jahren begann er dann, Bücher deutscher Exilschriftsteller in Erstausgaben, als Widmungsexemplare oder bibliophile Editionen zu sammeln und später auch neu aufzulegen. Dazu gründete er 1995 seinen eigenen Verlag Edition Memoria in Hürth bei Köln. Seither sind unter diesem Label etwa 30 Titel erschienen, die davor nicht mehr in Neuauflage gegangen waren. Zu den Autoren zählen u.a. Elisabeth Mann Borgese, Georg Kreisler oder Georg Stefan Troller, aber auch viele, deren Namen in der Nachkriegszeit in Vergessenheit geraten waren. Im Zuge seiner publizistischen Recherchen wurde er auch auf Arbeiten von Exilkünstlern aufmerksam, die er vor etwa zehn Jahren mit derselben Passion zu sammeln begann. Seine Sammlung umfasst mittlerweile mehr als 600 Werke. Ein Teil des Ertrages dieser Leidenschaft wurde im Frühjahr 2016 in der beeindruckenden Ausstellung Verfolgt und vertrieben. Deutsche Künstler im Exil 1933–1945“  in der Städtischen Wessenberg-Galerie in Konstanz gezeigt. Dazu brachte Schumann einen Bild- und Textband mit demselben Titel heraus, in dem etwa 160 Gemälde und Papierarbeiten von 71 Künstlern abgebildet sind. Dazu zählen u.a. Charlotte Berend-Corinth, Adolf Fleischmann, Franz Heckendorf, Lotte Laserstein, Ludwig Meidner und Julie Wolfthorn. Thomas B. Schumann wird einige Originale zur Veranstaltung mitbringen.

Neben seiner umfassenden Bibliothek, seinem Verlag und seiner Kunstsammlung baute Thomas B. Schumann in den Jahrzehnten seiner unermüdlichen Mission ein weitreichendes Netzwerk auf, das Überlebende des Holocaust und des Exils, ihre Ehegatten, Nachkommen und Zeitzeugen umfasst. Er knüpfte viele enge Freundschaften und gewann so Einblick in zum Teil erschütternde Biografien. Es ist sein erklärtes Ziel, ein Exil-Museum ins Leben zu rufen. Dies soll die Erinnerung an Künstler und Schriftsteller wachhalten oder wiedererwecken, die mit der schicksalsprägenden Zäsur des Exils in den meisten Fällen nicht nur aus der Heimat, sondern auch ins Dunkel des Vergessens verbannt wurden.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Bilderkarussell“ über das Verhältnis von Bild und Wort – in diesem Falle auch von Kunst und Literatur – lädt die Hegenbarth Sammlung Berlin Thomas B. Schumann ein, seinen ausstellungsbegleitenden, ebenfalls in der Sammlung Memoria herausgegeben Bild- und Textband zu präsentieren, über darin vorgestellte Künstler und Literaten und seine Begegnungen mit ihnen zu berichten. Autoren wie die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller, der Journalist und Autor Georg Stefan Troller, der Schauspieler Mario Adorf und der Kurator und Kunsthistoriker Olaf Peters haben – meist eigens dafür verfasste – Texte beigesteuert. Der Gestalter der Publikation, Reinhard Köster, werk 3, Berlin, gibt an dem Abend auch Auskunft, wie er all diese literarischen, geschichtlichen und künstlerischen Elemente ansehnlich zwischen zwei Buchdeckel zu bannen verstand.

Der Text- und Bildband „Deutsche Künstler im Exil 1933–1945“, ISBN 978-3-930353-35-4, 39,80 €, sowie eine Auswahl von Titeln aus der Edition Memoria können an dem Abend und auch darüber hinaus in der Hegenbarth Sammlung Berlin erworben werden.

Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich.

Der Sammler und Verleger Thomas B. Schumann
Doppelseite aus dem Katalog
Rudolf Levy, Stilleben mit aufgeschlagenem Buch, 1943, Öl auf Leinwand, 33 x 44,5 cm
Charlotte Berend-Corinth, Blumen im Henkelkrug, 1955, Aquarell auf Bütten, 45 x 37,5 cm
Albert Reuss, Der Kunstkritiker, 1943, Öl auf Leinwand, 54,5 x 64 cm
Erich Wolfsfeld, Mutter und Kind, Korsika, 1920, Öl auf Karton auf Leinwand, 75 x 54,5 cm
Arno Nadel, Frau mit Halskette, 1920er Jahre, Farbkreide laviert, 42,5 x 33 cm

Unter den zehntausend Kulturschaffenden aller Disziplinen, die ab 1933 von den Nationalsozialisten ins weltweite Exil vertrieben wurden, waren auch mehrere hundert bildende Künstler. Außer den wenigen Berühmten wie Max Beckmann, Oskar Kokoschka, George Grosz oder Max Ernst gerieten die meisten nach 1945, als Abstraktion und Informel vorherrschten, in unverdiente Vergessenheit, obwohl sie bis 1933 durchaus eine wichtige Rolle gespielt hatten, wie z.B. Eugen Spiro, Charlotte Berend-Corinth, Lotte Laserstein, Rudolf Levy oder Josef Scharl.

Wie sehr zu Unrecht sie nicht mehr präsent sind, dokumentiert der vorzustellende Bildband über die Kunstsammlung Memoria von Thomas B. Schumann, der sich seit vielen Jahren als Autor, Sammler und Verleger der Exil-Thematik widmet. Laut WDR und FAZ ist die Sammlung Memoria das ideale Fundament für das nach wie vor fehlende „Museum des Exils“, das auch von der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und dem Autor und Filmemacher Georg Stefan Troller, einem der letzten Zeugen des Exils, gefordert wird. Sie bereichern — neben dem Schauspieler Mario Adorf und dem Kunsthistoriker Olaf Peters — den Text- und Bildband mit instruktiven Beiträgen. Im Gegensatz zur Exil-Literatur ist die Exil-Kunst noch kaum erforscht, so daß dieser Bildband, der einundsiebzig Künstler im Exil mit eindrucksvollen Werken vorstellt, eine Lücke schließt.

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